Gelb, bunt oder blau – die Zukunft der Rhönwiesen

Besucher bestaunen sie, Einheimische und vor allem Kenner der Rhön verwünschen sie: die Lupine. Die Wildland-Stiftung Bayern ringt mit ihrem Management.

Ausgezeichnetes Projekt der
UN-Dekade Biologische Vielfalt

Rhoensprudel_Logo_44Wir danken der Firma Mineralbrunnen Rhön-Sprudel für die großzügige Unterstützung des Engagements der Stiftung im Biosphärenreservat Rhön.

BNFsDie Stelle des Gebietsbetreuers wird gefördert über den Bayerischen Naturschutzfonds.

Die bunten Rhönwiesen sind das Aushängeschild einer natürlichen, herrlichen Natur. Deshalb kommen viele Besucher in die Rhön. Für Torsten Kirchner, Gebietsbetreuer und Manager für über 3000 Hektar hingegen ist das Blau in diesen Wiesen eine Geißel, denn die Lupine breitet sich weiter aus und verdrängt die Vielfalt der Wiesenblumen.
Die Lupine, aus der Familie der Hülsenfrüchte, ist in mehrfacher Hinsicht problematisch. Leguminosen wie die Lupine können mit Hilfe von Bakterien die Böden mit Stickstoff aus der Luft anreichern. Viele der Pflanzen in der Rhön sind aber gerade auf magere Standorte angewiesen und vertragen den Stickstoffeintrag nicht. Sind die Samenstände der Lupine reif, platzen sie und verbreiten die Samen in weitem Umfeld. Auch verderben die Lupinen in großen Mengen das wertvolle Heu, das nicht mehr gefressen wird, da sie giftig sind.
Seit Jahren bekämpft Kirchner zusammen mit vielen Freiwilligen und Ehrenamtlichen die Lupinen im Naturschutzgebiet Lange Rhön. Dennoch hat die blaue Blume weite Gebiete für sich erobert. Grund ist ein klassischer Naturschutzkonflikt: Die Lupine muss früh, also vor der Samenreife gemäht werden, aber das ist gerade die sensible Zeit der Bodenbrüter wie Birkwild, Wiesenpieper oder Bekassine, die bis Mitte Juli brüten und ihre Jungen aufziehen. Die „ökologische Falle“ wie es Kirchner nennt, wird immer größer, denn einerseits überwuchern die Lupinen die Nester, andererseits fehlt in dieser Monotonie die notwendige Insektennahrung, wie sie nur auf den blütenreichen Wiesen zu finden ist. Die Jungvögel verhungern.
Zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband des Landkreises Rhön-Grabfeld hat Kirchner ein neues Bekämpfungskonzept entwickelt, das auf den am schlimmsten befallenen Flächen mit überschaubarem Konflikt im Naturschutz erprobt werden soll. Dazu gehören eine vorverlegte Mahd und das Nacharbeiten von Hand, um auch randständige und entlegene Lupinennester zu beseitigen. Selbst ein umgebauter Pistenbully der Kreuzberglifte soll zum Einsatz kommen und die zahlreichen freiwilligen Einsätze von Schulklassen, Rhönklub-Vereinen, der Bergwacht Bischofsheim oder von Behinderteneinrichtungen unterstützen. Nur durch die gemeinsamen Anstrengungen lässt sich die Verpflichtung zum Erhalt wertvoller Pflanzengesellschaften im FFH-Gebiet nachkommen.