Bienen – Unersetzliche Helfer in Not

Bienen und andere Insekten übernehmen eine herausragende Aufgabe mit der Bestäubung unserer Nutzpflanzen und erhalten damit unsere Lebensgrundlage. Der dramatische Rückgang der Insektenvielfalt erfordert von uns allen ein rasches Handeln auf kommunalen und landwirtschaftlichen Flächen genauso wie im eigenen Garten. Aus diesem Grund rief Treffpunkt Wildland Ende April bei einem Vortragsabend mit drei Referenten zum Aktiv-Werden gegen das Insektensterben auf.

In der Lernwerkstatt Natur in Klugham konnten sich die Anwesenden auf die drei Referenten Maria Lohmeier, Imkerin und Bienensachverständige für die Landkreise Mühldorf und Altötting, Josef Wimmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Töging und Landwirt Guido Mayer aus Kirchweidach freuen. Zu Beginn zeigte Maria Lohmeier anschaulich, dass sich das Insektensterben nicht nur gefühlsmäßig durch die weitaus geringere Anzahl an toten Insekten auf der Windschutzscheibe des Autos manifestieren lässt, sondern auch viele wissenschaftliche Studien diesen Eindruck bestätigen. Für diesen Rückgang an Arten und Individuen sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Doch schon durch kleine Veränderungen in unseren z.T. eingefahrenen Strukturen kann jeder dazu beitragen, den Wild- und Honigbienen, den Schmetterlingen und Käfern etwas Gutes zu tun. Ein einfaches und doch naheliegendes Beispiel dafür ist die Bepflanzung unserer Balkonkästen: Müssen es jedes Jahr Geranien sein oder können wir nicht dort einfach eine nektar- und pollenreiche Alternative schaffen von der auch wir profitieren können?  Verschiedene Kräuter wie Basilikum, Borretsch, Lavendel, Minze, Oregano, Salbei oder Quendel können wir nicht nur in der Küche verwenden, sondern sind durch ihre Blütenpracht auch wunderbare Nahrungslieferanten für unsere Insekten. Zwischen den Kräutern machen sich auch Ringelblume, Sonnenhut, Zweizahn, Männertreu, Zinnie oder viele weitere Blühpflanzen gut. Wichtig ist dabei nur, darauf zu achten, keine Pflanzen mit gefüllten Blüten zu verwenden, denn dabei ist die Blütenform durch Züchtungen so verändert, dass die Staubblätter nur schwer zugänglich oder sogar ganz zurückgebildet sind und so keine Nahrung für bestäubende Insekten liefern. Auch im übrigen Garten gibt es viel Potential: Obstbäume und Sträucher wie Felsenbirne, Kornelkirsche, Hasel, Quitte oder Schlehe sind gute Nahrungslieferanten für Mensch und Tier, aber auch Gemüse wie Zucchini, Kürbis, Ackerbohne und Artischocke bieten auch für Insekten einiges. Und wenn man Chicorée, Zwiebel, Lauch oder Broccoli auswachsen und blühen lässt, stellen sich auch dort wunderbare Nektar- und Pollenquellen ein. Darüber hinaus bieten Beetumrandungen oder Unterpflanzungen z.B. von Obstbäumen viele weitere Möglichkeiten. Maria Lohmeier ging auch auf die Möglichkeiten für Landwirte ein. So können verschiedene Saatmischungen ausgebracht werden, um z.B. auf kleinen Flächen für Blühaspekte zu sorgen. Sehr eindrücklich schilderte Maria Lohmeier auch den Nahrungsbedarf für Bienen und das Nahrungsangebot über den Jahresverlauf. Noch vor einigen Jahrzehnten griffen die Kurven gut ineinander: Dann, wenn Bienen viel Nahrung benötigen, gab es auf Wiesen und Felder noch ein reiches Blütenangebot. Mittlerweile jedoch ist im Spätsommer auf den landwirtschaftlichen Flächen kaum mehr was zu holen. Die Wiesen sind gemäht und in vielen Regionen ist von „Mais-Wüste“ die Rede. Die Insekten finden dann keine Nahrung, wenn sie eigentlich Energiereserven für den Winter anlegen sollten. Ein paar Wochen später, oft bis in den Winter hinein, sind vielerorts dann Zwischenfrüchte auf den Feldern zu finden. Man möchte meinen, gut für die Bienen. Doch im Gegenteil!! Die späte, reiche Tracht verleitet die Winterbienen, deren eigentliche Aufgabe darin besteht, das Volk durch den Winter zu bringen, im Spätherbst nochmal zu gefährlichen Sammelflügen aufzubrechen, was dazu führt, dass sie sich regelrecht „aufarbeiten“ und das Überleben des Bienenvolks gefährdet ist. Um nun die Trachtlücke im Spätsommer zu schließen, aber gleichzeitig die Winterbienen im Spätherbst bzw. Winter nicht zu Sammelflügen zu verleiten, stellt Maria Lohmeier eine Alternative zu Mais vor: Die Durchwachsene Silphie, eine mehrjährige Staude mit gelbem Blühaspekt und dadurch auch Pollenquelle für Insekten, kann mit ähnlichem Ertrag wie Mais als Biogaspflanze genutzt werden. Neben dem weitgehenden Verzicht auf Dünge- und Spritzmittel wird auch der Aufwand und Einsatz für die jährliche Neuansaat eingespart und nebenbei auch noch der Boden verbessert. Natürlich ist die Silphie kein Allheilmittel und soll auch nicht flächendeckend den Mais ersetzen, doch auf einem Teil der Flächen kann sie eine gute Alternative sein und das Artenspektrum erhöhen. Auch Landwirt Guido Mayer aus Kirchweidach hat bereits Erfahrungen mit der Silphie gesammelt, allerdings noch zu der Zeit, als die Silphie noch gepflanzt werden musste und noch nicht als Saatgut ausgebracht werden konnte. Er weist auch auf weitere alternative Kulturpflanzen wie z.B. Amarant hin, der ebenfalls einen schönen Blühaspekt bietet.

Abschließend berichtete Josef Wimmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Töging über verschiedene Fördermöglichkeiten für bienenfreundliche Blühflächen. Zum einen können über das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) Fördermittel für z.B. jährlich wechselnde oder für mehrere Jahre angelegte Blühflächen beantragt werden. Dabei sind allerdings die KULAP-Saatmischungen zu verwenden. Außerdem besteht die Möglichkeit auf ökologischen Vorrangflächen im Rahmen des Greenings Maßnahmen umzusetzen, die entsprechend faktorisiert werden können. Allerdings appelliert Josef Wimmer an alle Anwesenden auch ohne Fördermittel Maßnahmen zum Wohle der Insekten und der gesamten Umwelt umzusetzen. Denn wie Maria Lohmeier eingangs erwähnte, schreitet das Artensterben langsam voran und wir dürfen dabei nicht vergessen, dass auch wir Menschen nur eine Art unter vielen sind.

Genauere Informationen zu den Fördermöglichkeiten erteilt ihr örtliches AELF.

Das Team von Treffpunkt Wildland bedankt sich recht herzlich bei der Gerhard und Ellen-Zeidler-Stiftung für die finanzielle Unterstützung dieser Veranstaltung.