Jahresthema 2012 Spechte

Spechte waren das Naturschutzthema 2012/13 der Wildland-Stiftung Bayern und des Bayerischen Jagdverbands.

Spechte nehmen im Wald eine Schlüsselrolle ein, da sie Höhlen bauen und damit nicht nur natürlichen Wohnraum für sich, sondern auch für zahlreiche weitere Vögel und Kleinsäuger liefern. Spechte sind fast ausschließlich Insektenfresser und vertilgen zahlreiche Schadinsekten. Mit ihrem Hacken und Trommeln schaffen sie auch abseits der Höhlen neue Oberflächenstrukturen im Stamm, die wieder von vielen Tieren genutzt werden können.
Am besten bekannt und am weitesten verbreitet ist bei uns der Buntspecht. Doch in Bayern brüten noch sieben weitere Arten. Dazu zählen zum Beispiel die Bergspechte wie der Weißrückenspecht und der Dreizehenspecht. Dann gibt es die Erdspechte, zu denen der Grau- und der Grünspecht sowie der Wendehals gehören. Sie lieben lockere Laubwälder mit lichten Randstrukturen oder Streuobstwiesen. Typisch für Laubwälder ist auch der Mittelspecht. Er ist dem Buntspecht sehr ähnlich und bewohnt alte Eichenwälder. Der fast krähengroße Schwarzspecht bevorzugt dagegen alte Buchenwälder. Kaum größer als ein Spatz ist schließlich der Kleinspecht, ein typischer Bewohner der Baumkronen von Laub- und Auwäldern. Allen Spechten gemeinsam ist die enge Beziehung zum Baum: Spechte zimmern ihre Schlaf- und Bruthöhlen selbst, mit Ausnahme des Wendehalses. Und sie suchen am Stamm, unter der Rinde oder an Zweigen und Blättern nach Insekten. Dem Leben in der Vertikalen sind sie hervorragend angepasst: Mit ihren scharfen Krallen, einer Wendezehe und einem stabilen Stützschwanz klettern sie sicher am Stamm.

Unverwechselbar sind für uns die Trommelrufe der Spechte, die der Paarbildung und Reviermarkierung dienen. Ein besonders stabiler Schädelknochen und ein Stoßdämpfersystem zwischen Schnabel und Schädel sorgen dafür, dass Spechte klopfen und trommeln können, ohne Kopfweh zu bekommen. Ihr Gehirn sitzt relativ starr im Schädel und wird durch die beim Klopfen entstehenden Schockwellen nicht von innen gegen die Schädeldecke geschleudert, deshalb bekommen Spechte auch keine Gehirnerschütterung. Um besser an Larven und Insekten unter der Rinde zu gelangen, haben Spechte eine lange, klebrige, mit Zähnchen behaftete Harpunenzunge.
Spechte kommen in gut strukturierten Wäldern mit Bäumen aller Altersklassen vor. Rund 80 Prozent der Höhlen werden in kranken Bäumen oder Totholz angelegt. Der Stamm muss dafür einen gewissen Umfang aufweisen und damit der Baum ein gewisses Alter haben.
Schutz der Spechte bedeutet zugleich Schutz des Lebensraums und hier insbesondere Schutz alter Biotopbäume und Schutz von Totholz. Damit tragen wir zur Artenvielfalt bei, denn rund ein Viertel aller Tierarten im Wald sind auf Totholz angewiesen. Alle Spechte stehen nach der Vogelschutzrichtlinie unter Schutz. Entsprechend sind wir auch verpflichtet, für diese geschützten Arten ausreichend Höhlenbäume und Totholz zu erhalten.
Nach der FSC-Zertifizierung (Forest Stuartship Council) für nachhaltige Waldbewirtschaftung sollen Höhlenbäume grundsätzlich belassen und zudem mindestens zehn Biotopbäume pro Hektar geschützt werden. Dem Unternehmen Bayerische Staatsforsten kommt hierbei eine Vorbildrolle zu. Naturschutzorientierte Waldbesitzer können über das Vertragsnaturschutzprogramm Wald auch Förderungen für den Erhalt von Biotopbäumen beantragen.