Unsere Kiebitze – Raritäten zuhause im Isental

Die unvergleichliche Luftakrobatik, der laute „kiewitt-kiewitt“ Ruf sowie das sympathische Wesen des Kiebitzes sind charakteristisch für das Isental. Noch um 1980 wurde von zahlreichen Brutpaaren in der Region berichtet. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde der Wiesenbrüter in unserer Landschaft vermehrt rar und ist heute zu einer wahren Besonderheit des Isentals geworden. Für den Erhalt dieser Rarität bemühen sich im Dorfener Moos engagierte Landwirte, Eigentümer und Jäger sowie das Projekt Natur.Vielfalt.Isental mit Unterstützung des Landesbund für Vogelschutz.

Eine Minute vor Zwölf

Auf den bereits stark gefährdeten Wiesenbrüter kommt jedoch in Zukunft noch mehr zu. Da Kiebitze mit bis zu 25 Jahren sehr alt werden und in den letzten Jahren kaum ein Reproduktionserfolg zu verzeichnen war, wird von Experten ein weiterer Einbruch der Population vorhergesagt. Stirbt die alte Generation einmal weg, ist die jüngere Generation nur noch in deutlich geringerer Zahl vertreten. Für bodenbrütende Vogelarten ist es mittlerweile nicht mehr fünf vor zwölf, sondern eine Minute vor Zwölf Uhr. Das zeigt sich bereits bei andere Wiesenbrüterarten, wie der Bekassine oder dem Großen Brachvogel. Diese sind ohne Brut nur noch vereinzelt als Durchzügler im Isental anzutreffen.

Der Kiebitz braucht unsere Hilfe!

Ohne unterstützende Maßnahmen wird sich die Kiebitz­Population nicht erholen. Ähnlich dem Großen Brachvogel würde ebenfalls der Kiebitz heimlich aus dem Isental verschwinden. Dementgegen bemüht sich das Projekt Natur.Vielfalt.Isental zusammen mit Eigentümern, Landwirten und Jägern für den Erhalt und die Förderung der natürlichen Lebensräumen und Vielfalt entlang der Isen. In den vergangenen Jahren wurden so verschiedene Lebensräume aufgewertet, das Brutgeschehen beobachtet und Nester markiert, um bei der Bewirtschaftung ein Umfahren der Gelege leichter zu ermöglichen. Erste kleine Fortschritte für den Kiebitz konnten dabei im Jahr 2020 über eine Erfolgskontrolle nachgewiesen werden. Auch in der Brutsaison 2021 und 2022 wurde der Schutz des Kiebitzes gemeinsam von Landwirten, Jägern und dem Isental-Projekt weiterverfolgt.     

Gemeinsam aktiv für Familie Kiebitz

Seit März war im Dorfener Moos ein Acker umgrenzt von einem weißen Weidezaun zu sehen. Das Gras und die Weidetiere fehlten jedoch. Aber was hatte das auf sich? Bereits seit Jahren stellt dieser Acker einen beliebten Brutplatz für Kiebitzpaare dar. Hier konnten innerhalb einer Brutsaison bis zu fünf Erstgelege mit zusätzlichen Nachgelegen festgestellt werden. Der Landwirt und Jäger Josef Greimel baut dort schon über Jahre hinweg den Mais verspätet an, um die Nester zu schützen. In den vergangenen Jahren wurden im Rahmen des Isental-Projekts zudem Wiesen extensiviert, neue Feuchtstrukturen angelegt und Gehölze zurückgedrängt, um dort den Lebensraum zu verbessern. Die Kiebitze fühlen sich im Umfeld des Ackers sichtlich wohl. Doch trotz der Bemühungen und der relativ hohen Gelegezahlen kam es in den letzten Jahren kaum zum Bruterfolg. Anfang 2022 entschied man sich daher, mit der Zäunung des Ackers einen neuen Versuch zu starten, um auch Räuber – wie Fuchs, Marder und Dachs – von den Gelegen fernzuhalten. Viel Aufwand für die seltenen Kiebitze. Beim Auf- und Abbau sowie bei der Wartung war stets Teamarbeit angesagt. So bedankt sich die Projektbetreuerin Monika Graßl ganz besonders beim Landwirt und Jäger Josef Greimel für sein Engagement und seine Mithilfe. Ebenso gilt unser Dank dem Vorstand der Ortsgruppe des Landesbund für Vogelschutz Thomas Huber und dem freiwilligen Helfer Martin Kurz für deren ehrenamtlichen Einsatz. Da innerhalb des Zauns Schlupferfolge beobachtet wurden, soll auch im kommenden Jahr der großflächige Zaun wieder aufgestellt werden. Aber auch außerhalb des Zaunes wurden einzelne Schlupferfolge beobachtet. Hier gilt ebenfalls den Landwirten für die Rücksichtnahme bei der Bewirtschaftung sowie den Erholungssuchenden für die Beachtung der Betretungsregeln ein großer Dank. 

Kiebitz-Paten gesucht!

In der kommenden Brutsaison soll die Zusammenarbeit von Landwirten, Jägern, Vereinen, Ehrenamtlichen und der Projektbetreuung noch weiter ausgebaut werden. Für das Beobachten der Kiebitze sowie das Ausfindigmachen und Markieren der Nester außerhalb des Zauns werden für das Frühjahr 2023 ehrenamtliche Kiebitzpaten im Raum Dorfen und Lengdorf gesucht. Interessierte, Kiebitzfreunde und Landwirte mit Kiebitzflächen werden gebeten, sich bei der Projektbetreuung Monika Graßl unter 0160 88 444 25 oder monika.grassl@wildland-bayern.de zu melden.

Bildquelle Kiebitz: Erwin Wolf

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