Schätze aus dem Isental – Der Bunte Hohlzahn – ein Multitalent

Der Bunte Hohlzahn ist eine auffällige Pflanze mit gelb-violett gefärbten Blüten. Er ziert mit seinen farbenfroh leuchtenden Blüten von Juni bis Oktober Gebüsch- und Waldränder, Uferstaudenfluren, Hackfruchtkulturen, Feuchtgrünlandbrachen und Schlagfluren. Die Pflanze zählt zur Familie der Lippenblütler, die absolute Favoriten bei den Insekten sind, weil sie reich und lange blühen und außerdem sehr viel Pollen und Nektar verteilen. Der Bunte Hohlzahn ist in den gemäßigten Gebieten Europas und Westasiens bis Sibirien zu finden. In Deutschland ist er als ungefährdet eingestuft, wobei sein Vorkommen regional häufig aber auch über weite Strecken fehlen kann. Auch im Isental ist der Hohlzahn an feuchten Säumen und gleichzeitig auch auf Ackerflächen zu finden. Als einjährige krautige Pflanze kann er dabei eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter erreichen.

In der Volks- und Naturheilkunde ist die Pflanze längst bekannt, weil sie reich an Kieselsäure, Saponine, Gerb- und Bitterstoffe und Flavonoide ist, sowie wertvolle Mineralien wie Zink, Silizium, Selen, Eisen und Phosphor besitzt. Aufgrund der Saponine kann der Hohlzahn schleimlösend und harntreibend wirken. Die Gerbstoffe können die Wundheilung fördern und die Kieselsäure, gerade in Verbindung mit den Mineralien, kann das Bindegewebe, Haut, Haare und Nägel stärken. Aufgrund der Bitterstoffe kann die Verdauung gefördert und die Gallentätigkeit angeregt werden. Bereits im 1. Jahrhundert soll der Hohlzahn bei schwerem Husten und Tuberkulose eingesetzt worden sein. Trotz ihrer besonderen Inhaltsstoffe und dem breiten Wirkspektrum ist die Pflanze in Vergessenheit geraten, obwohl sie so wertvoll ist. Auch kulinarisch können die Blätter und Blüten von Mai bis Oktober verwendet werden. Die Blätter können Grundlage von Salaten sein oder im Kräuterquark verwendet werden. Erwärmt eignet er sich für Gemüsefüllungen, Aufläufe oder Suppen und Eintopfgerichte. Die Blüten sind neutral bis süßlich und eignen sich aufgrund der Farbenpracht als essbare Dekoration.
Text: Ökomodellregion Mühldorfer Land

Bildquelle: Matthias Nirschl

Kiebitz – Gaukler der Lüfte

Aktuell sind die meisten Kiebitze mitten in der Brutphase. Zuvor – während der Balz – ist bereits von Weitem der laute „kiwit-kiwit“ Ruf zu hören. Optisch ist der etwa taubengroße Kiebitz durch die schwarze Halsbinde, die metallisch-grün schimmernde Rückenpartie und seiner auffälligen Holle aus der Ferne gut zu erkennen. Auch im Flug ist er durch seine spektakulären Balzflüge, seine waghalsigen Flugmanöver und seine auffällig breiten Flügel unverwechselbar – daher auch der Beiname „Gaukler der Lüfte“. Die Brutzeit reicht von März bis Ende Juni, wo meist vier Eier in eine offene Nestmulde am Boden gelegt und danach 26 Tage bebrütet werden. Während dieser anstrengenden Zeit brauchen die Elterntiere viel Ruhe und das auch von uns Menschen. Denn kommen wir zu nahe, werden wir und unsere Hunde als Feinde wahrgenommen. Bei der Brut ist die Standorttreue der Bodenbrüter besonders bemerkenswert. Viele Paare kehren jedes Jahr exakt auf die gleichen Flächen zurück. Auch Jungvögel suchen nach ihrem ersten Heimzug aus Frankreich oder Spanien häufig wieder ihren Geburtsort auf. Hat sich ein Partner gefunden, leben die Paare meist monogam – das heißt sie bleiben ein Leben lang als Paar zusammen. Europaweit macht dem Kiebitz v.a. die Trockenlegung und Verbuschung von Feuchtstandorten, die intensive Bewirtschaftung, der Rückgang der Insektennahrung und die Störung durch Räuber und Menschen zu schaffen. Seit 1985 verzeichnet sich ein Bestandsrückgang um mehr als 90 % (BfN). Inzwischen ist der Kiebitz stark gefährdet und auch im Isental zu einem raren Schatz geworden.

Ursprünglich brütete der Kiebitz vor allem auf artenreichen Feuchtwiesen, wie sie einst in der offenen Niedermoorlandschaft des Isentals typisch waren. Denn der Kiebitz ist auf Lebensräume mit kurzer Vegetation, offenen Boden- und Feuchtstellen ohne Gehölzstrukturen oder Sichtbarrieren angewiesen. Heute weicht er mit mäßigem Erfolg dem Landschaftswandel aus und brütet auch auf offenen Bodenstellen in Äckern. Zum Erhalt und zur Verbesserung des Lebensraums wurden über das Projekt „Natur.Vielfalt.Isental“ in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen im Isental angestoßen. Diese wurden von engagierten Landwirten, Jägern, Flächeneigentümern, Ehrenamtlichen und Interessierten angegangen. So wurden beispielsweise feuchte Seigen angelegt, Gebüsch zurückgedrängt, artenreiche Wiesen gepflegt und wiederhergestellt sowie Nester auf Äckern und Wiesen geschützt. In der vergangenen Brutsaison konnten so 17 Nester im Projekt-Gebiet betreut und im vergangenen Winter über ein Hektar Feuchtstandorte von Gehölzen freigestellt sowie vier Kleingewässer angelegt werden. Auch in der aktuellen Brutsaison laufen wieder verschiedene Maßnahmen, wie z.B. das Ausstecken der Nester, der Verzögerte Anbau von Mais oder eine Zäunung gegen Bodenprädatoren, um die selten gewordene Vogelart zu schützen. Für das große Engagement bei den Landnutzern und Ehrenamtlichen wird sich bereits jetzt schon herzlich bedankt.   

Bildquelle: Andreas Hartl

Schätze aus dem Isental – Schlangen-Wiesenknöterich

Die deutschsprachigen Raum gibt es zahlreiche unterschiedliche Namen für die Pflanze – sie reichen von Otterzunge über Schlangenwurz bis zu Lauchelche. Alle diese Namensgebungen gehen dabei auf das Aussehen der Pflanze zurück – Otterzunge auf die Blattform, Schlangenwurz wegen der rötlich schlangenförmig gewundenen Rhizom-Wurzel und Lauchelchen durch die lauchähnlichen Blüten. Im oberbayerischen Raum ist die Pflanze dank der Form des Blütenstands meist als „Zahnbürsterl“ bekannt. Früher war das Zahnbürsterl weit verbreitet, die Blätter wurden als Rohkost oder Gemüse und die gerbstoffhaltige Wurzel auch in der Volksheilkunde häufig verwendet. Mit der Entwässerung von Feuchtwiesen und Moorlandschaften verlor der Feuchtezeiger nach und nach seinen Lebensraum und seine Bedeutung. So auch im Isental – einst bildete das Zahnbürsterl hier mit seinen Blüten ab Mai ein hell-rosanes Blütenmeer flächig auf den Wiesen des Isentals. Heute findet man ihn nur mehr auf wenigen Wiesen oder vereinzelt an Feuchtstellen. Dabei ist seine Zahnbürsterl-Blüte ab Mai eine besonders wichtige Futterquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. Seine Blütenpracht ist somit für uns in der Landschaft des Isentals aber auch für die Insekten zu einem raren Schatz geworden. Die Wildland-Stiftung Bayern bemüht sich mit dem Projekt Natur.Vielfalt.Isental diesen Schatz im Isental zu bewahren. So wurden z.B. im vergangenen Jahr Nasswiesen über Landschaftspflegemittel gemäht, offene Feuchtstandorte wiederhergestellt und auch Setzlinge vom „Zahnbürsterl“ auf geeignete Standorte gepflanzt. Mit einer langfristigen Fortführung der Pflege wird sich zeigen, ob die Maßnahmen für den selten gewordenen Schatz Erfolg haben.

Bildquelle: Wildland-Stiftung Bayern

Brutbeginn bei Familie-Kiebitz

Seit Februar sind die ersten Kiebitze wieder zurück im Isental und inzwischen hat die Brutzeit begonnen. Damit die Brut Erfolg hat, braucht es in dieser sensiblen Zeit viel Ruhe. Gerade in der für alle Wildtiere anstrengenden Brut- und Setzzeit lockt uns der Frühling raus in die Natur. Auch das Isental wird dann gerne besucht. Die Wildtiere sind daher auf die Mithilfe von uns allen angewiesen.

Kiebitze brauchen unser Engagement

Als Lebensraum ist der Kiebitz auf Flächen mit kurzer Vegetation, offenen Boden- und Feuchtstellen ohne Gehölzstrukturen oder Sichtbarrieren angewiesen. Das ist in unserer Landschaft nicht einfach zu finden. Ursprünglich brütete der Kiebitz vor allem auf artenreichen Feuchtwiesen, wie sie einst in der offenen Niedermoorlandschaft des Isentals typisch waren. Heute weicht er mit mäßigem Erfolg dem Landschaftswandel aus und brütet auch auf offenen Bodenstellen in Äckern. Neben den Veränderungen in der Landwirtschaft und dem Flächenverlust machen dem Flugkünstler auch tierische Räuber und Störungen von uns Menschen zu schaffen – und das besonders während der kräftezehrenden Brutzeit. Parallel zu dieser schwierigen Situation zeigt auch der Klimawandel, der Rückgang der Insekten und die Altersstruktur innerhalb der Population Folgen für den Bodenbrüter. Um den nach Roter Liste Bayern stark gefährdeten Kiebitz im Isental zu halten, ist daher unser aller Engagement gefragt.

Gemeinsam aktiv für den Kiebitz

Zum Erhalt und zur Verbesserung des Lebensraums wurden in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen im Isental angestoßen. Diese wurden von engagierten Landwirten, Jägern, Flächeneigentümern, Ehrenamtlichen und Interessierten angegangen. So wurden beispielsweise feuchte Seigen angelegt, Gebüsch zurückgedrängt, artenreiche Wiesen gepflegt und wiederhergestellt sowie Nester auf Äckern und Wiesen geschützt. Doch damit die Bemühungen auch Erfolg haben, braucht es während der Brutzeit Ruhe im Gebiet. Denn Wildtiere und besonders Bodenbrüter reagieren innerhalb der Brutzeit sehr empfindlich auf Störungen. Neben den natürlichen Feinden, wie z.B. Fuchs, Marder und Krähen, gefährden auch wir Menschen das Nest mit den Eiern oder die gerade geschlüpften Jungvögel der Kiebitzfamilie. Denn Bodenbrüter betrachten Menschen und Hunde, sobald sie in die Nähe des Geleges kommen, als Gefahr und verlassen deshalb das Nest. Werden die Vögel lange oder häufig bei ihrem Brutgeschäft gestört, drohen die zurückgelassenen Eier auszukühlen. Im schlimmsten Fall wird das Gelege sogar aufgegeben.

Wir alle können helfen

Speziell in der Brutzeit kann jeder Einzelne helfen und das auf ganz einfache Weise. Um dem Kiebitz mehr Ruhe in der anstrengen Brutzeit zu bieten, kann das Brutgebiet umgangen und andere Strecken gewählt werden. Das Meiden des Brutgebietes ist für Familie Kiebitz dabei die sicherste Variante. Das ist natürlich nicht immer möglich. Bitte bedenken Sie aber, der selten gewordene Kiebitz ist auf unsere Unterstützung angewiesen. Gleichzeitig hat auch die Setz- und Brutzeit der heimischen Wildtiere begonnen – das bedeutet den Beginn der Geburten mit anschließender Jugendaufzucht. Bitte verhalten sie sich deshalb auch außerhalb der Schutzgebiete angepasst.

Die Stadt Dorfen, die Gemeinde Lengdorf, die örtliche Jägerschaft, der Kreisverband Erding des Bayerischen Bauernverbands, die Ortsgruppen des Landesbunds für Vogelschutz sowie des Bund Naturschutzes und die Wildland-Stiftung Bayern appellieren gemeinsam an Ihre Rücksicht und Ihr Engagement für die Natur. Im Namen aller Wildtiere bitten wir, in der sensiblen Phase bis 15. Juli auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben, die Flächen nicht zu betreten und die Hunde anzuleinen. Im Dorfener Moos als ausgewiesenes Wiesenbrütergebiet wird zudem auf das Wegekonzept hingewiesen. Eine Vielzahl an Vogelarten und auch Niederwild wie Feldhase und Reh werden Ihnen für Ihre Unterstützung danken.

Bei weiteren Fragen und Anregungen steht Ihnen die Betreuung des Projekts Natur.Vielfalt.Isental gerne zur Verfügung. Kontaktdaten: Mobilnummer 0160 88 444 25 oder Mail monika.grassl@wildland-bayern.de

Wegekonzept im Dorfener Moos während der Brutzeit bis Mitte Juli

Schätze aus dem Isental: Die Bekassine

Ab März sind Kiebitz und Bekassinen wieder häufiger im Isental anzutreffen. Anders als beim Kiebitz überwintern einige Bekassinen auch im Isental und begeben sich nicht auf Zug. Ab April brüten dann einzelne Paare gut versteckt an Feuchtstellen – doch diese werden immer seltener. Bayernweit ist die Bekassine von Aussterben bedroht. Neben der Wiederherstellung von Lebensraum können wir diesen seltenen Bewohner durch Ruhe während der Brut unterstützen. Das heißt jeder von uns kann helfen! Bitte meiden Sie daher die sensiblen Wiesenbrütergebiete im Isental und besuchen diese bis Mitte Juli weniger. Auch andere Wildtiere befinden sich gerade in der Brut- und Setzzeit und danken für die Ruhe und Rücksichtnahme.

Als Lebensraum nutzen Bekassinen vor allem offene Wasserstellen, vernässte und extensiv genutzte Wiesen, überschwemmte Bereiche und Brachen. Ihr langer Schnabel dient ihnen als Werkzeug, um in der oberen Bodenschicht nach Würmern und Insekten zu stochern. Mit Ihrem Schnabel orten und tasten sie im Boden. Der Oberschnabel ist dabei im vorderen Teil sogar etwas biegsam. Bei der Nahrungssuche sind sie auf weiche Untergründe und vernässte Bodenstellen angewiesen. Durch den Wandel in der Landschaft mit Entwässerung und Nutzungsintensivierung sind diese Bereiche im Isental rar und die Bekassine hier somit zu einem besonders seltenen Schatz geworden.

Selten zu sehen: Die Bekassine (Bildquelle: Andreas Hartl)