Die Orchideenart ist mit ihren violetten Blüten und den lila-gefleckten Blättern ein besonders prächtiger Schatz des Isentals. In den dichten, aufrechten Blütenständen sind dabei bis zu 50 Einzelblüten zu zählen. Diese sind bis Juli zu sehen. Je nach Unterart hat jede einzelne Blüte wiederrum eine feine violett-weiße Färbung oder Musterung – eine wahre Natur-Pracht. Früher zierte das Breitblättrige Knabenkraut flächig, locker verstreut die artenreichen Streuwiesen des Isentals. Heut ist es rar geworden und nur mehr an wenigen einzelnen Stellen zu finden. Dabei machen der Pflanze die Entwässerung und Trockenlegung von Feuchtstandorten, die Zunahme der Schnitthäufigkeit und der vermehrte Nährstoffeintrag besonders zu schaffen. In den letzten Jahrzehnten kam es somit zu einem erheblichen Rückgang des Breitblättrigen Knabenkrauts – und das nicht nur im Isental. Nach dem Bayerischen Naturschutzgesetzt ist die Orchideenart mittlerweile besonders geschützt und gefährdet. Da Deutschland bis zu 33 % des weltweiten Bestands dieser gefährdeten Wiesenblume beheimatet, hat es die nationale Verantwortlichkeit für diese Art. In der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS) hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, die Lebensräume des Breitblättrigen Knabenkrautes wiederherzustellen und zu sichern. Auch das Isental bietet dabei Potential für die Wiederherstellung und Sicherung von entsprechenden Feuchtwiesen-Standorten. Beim Schutz dieser Art ist neben der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Verbrachen von Feuchtstandorten auch der Boden eine besondere Herausforderung. Denn das Knabenkraut ist an die Anwesenheit eines spezifischen Boden-Pilzes – einer speziellen Mykorrhiza – gebunden. Ist dieser am Standort nicht vorzufinden, ist eine Re-Etablierung des Knabenkrautes nicht möglich. Doch dieser besonders rare und prächtige Schatz ist es wert, sich in Zukunft dieser Herausforderung zu stellen.
Viel Besuch im Isental
Seit 2016 bemüht sich das Natur.Vielfalt.Isental Projekt darum, die natürlichen Lebensräume entlang der Isen zu sichern und wiederherzustellen. Anlässlich des Projekt-Abschlusses im Dezember 2023 wurde im Frühsommer zu einem Projekt-Tag ins Isental eingeladen. Nach einer Projekt-Übersicht wurden verschiedene umgesetzte Maßnahmen im Isental besichtigt. Am Projekt-Tag nahmen Vertreter des Bayerischen Naturschutzfonds, der Wildland-Stiftung, Trägergemeinden Lengdorf, Dorfen, Schwindegg, Obertaufkirchen und Rattenkirchen, Regierung von Oberbayern, Naturschutzbehörden, Landwirtschaft und örtlichen Naturschutzverbänden teil. Parallel wurde auch die Öffentlichkeit ins Isental eingeladen. Bei verschiedenen Exkursionen wurde über die Entstehung der Landschaft, die Naturvielfalt und den Wert der ehemaligen Niedermoorgebiete für den Natur- und Umweltschutz informiert. Für die vielen Anmeldungen und die rege Beteiligung wird sich herzlich bedankt. Für Kinder und Familien gibt es zudem in den Sommerferien verschiedene Angebote. Diese sind in den Ferienprogrammen der Gemeinden zu finden.
Schätze aus dem Isental – Der Bunte Hohlzahn – ein Multitalent
Der Bunte Hohlzahn ist eine auffällige Pflanze mit gelb-violett gefärbten Blüten. Er ziert mit seinen farbenfroh leuchtenden Blüten von Juni bis Oktober Gebüsch- und Waldränder, Uferstaudenfluren, Hackfruchtkulturen, Feuchtgrünlandbrachen und Schlagfluren. Die Pflanze zählt zur Familie der Lippenblütler, die absolute Favoriten bei den Insekten sind, weil sie reich und lange blühen und außerdem sehr viel Pollen und Nektar verteilen. Der Bunte Hohlzahn ist in den gemäßigten Gebieten Europas und Westasiens bis Sibirien zu finden. In Deutschland ist er als ungefährdet eingestuft, wobei sein Vorkommen regional häufig aber auch über weite Strecken fehlen kann. Auch im Isental ist der Hohlzahn an feuchten Säumen und gleichzeitig auch auf Ackerflächen zu finden. Als einjährige krautige Pflanze kann er dabei eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter erreichen.
In der Volks- und Naturheilkunde ist die Pflanze längst bekannt, weil sie reich an Kieselsäure, Saponine, Gerb- und Bitterstoffe und Flavonoide ist, sowie wertvolle Mineralien wie Zink, Silizium, Selen, Eisen und Phosphor besitzt. Aufgrund der Saponine kann der Hohlzahn schleimlösend und harntreibend wirken. Die Gerbstoffe können die Wundheilung fördern und die Kieselsäure, gerade in Verbindung mit den Mineralien, kann das Bindegewebe, Haut, Haare und Nägel stärken. Aufgrund der Bitterstoffe kann die Verdauung gefördert und die Gallentätigkeit angeregt werden. Bereits im 1. Jahrhundert soll der Hohlzahn bei schwerem Husten und Tuberkulose eingesetzt worden sein. Trotz ihrer besonderen Inhaltsstoffe und dem breiten Wirkspektrum ist die Pflanze in Vergessenheit geraten, obwohl sie so wertvoll ist. Auch kulinarisch können die Blätter und Blüten von Mai bis Oktober verwendet werden. Die Blätter können Grundlage von Salaten sein oder im Kräuterquark verwendet werden. Erwärmt eignet er sich für Gemüsefüllungen, Aufläufe oder Suppen und Eintopfgerichte. Die Blüten sind neutral bis süßlich und eignen sich aufgrund der Farbenpracht als essbare Dekoration.
Text: Ökomodellregion Mühldorfer Land
Kiebitz – Gaukler der Lüfte
Aktuell sind die meisten Kiebitze mitten in der Brutphase. Zuvor – während der Balz – ist bereits von Weitem der laute „kiwit-kiwit“ Ruf zu hören. Optisch ist der etwa taubengroße Kiebitz durch die schwarze Halsbinde, die metallisch-grün schimmernde Rückenpartie und seiner auffälligen Holle aus der Ferne gut zu erkennen. Auch im Flug ist er durch seine spektakulären Balzflüge, seine waghalsigen Flugmanöver und seine auffällig breiten Flügel unverwechselbar – daher auch der Beiname „Gaukler der Lüfte“. Die Brutzeit reicht von März bis Ende Juni, wo meist vier Eier in eine offene Nestmulde am Boden gelegt und danach 26 Tage bebrütet werden. Während dieser anstrengenden Zeit brauchen die Elterntiere viel Ruhe und das auch von uns Menschen. Denn kommen wir zu nahe, werden wir und unsere Hunde als Feinde wahrgenommen. Bei der Brut ist die Standorttreue der Bodenbrüter besonders bemerkenswert. Viele Paare kehren jedes Jahr exakt auf die gleichen Flächen zurück. Auch Jungvögel suchen nach ihrem ersten Heimzug aus Frankreich oder Spanien häufig wieder ihren Geburtsort auf. Hat sich ein Partner gefunden, leben die Paare meist monogam – das heißt sie bleiben ein Leben lang als Paar zusammen. Europaweit macht dem Kiebitz v.a. die Trockenlegung und Verbuschung von Feuchtstandorten, die intensive Bewirtschaftung, der Rückgang der Insektennahrung und die Störung durch Räuber und Menschen zu schaffen. Seit 1985 verzeichnet sich ein Bestandsrückgang um mehr als 90 % (BfN). Inzwischen ist der Kiebitz stark gefährdet und auch im Isental zu einem raren Schatz geworden.
Ursprünglich brütete der Kiebitz vor allem auf artenreichen Feuchtwiesen, wie sie einst in der offenen Niedermoorlandschaft des Isentals typisch waren. Denn der Kiebitz ist auf Lebensräume mit kurzer Vegetation, offenen Boden- und Feuchtstellen ohne Gehölzstrukturen oder Sichtbarrieren angewiesen. Heute weicht er mit mäßigem Erfolg dem Landschaftswandel aus und brütet auch auf offenen Bodenstellen in Äckern. Zum Erhalt und zur Verbesserung des Lebensraums wurden über das Projekt „Natur.Vielfalt.Isental“ in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen im Isental angestoßen. Diese wurden von engagierten Landwirten, Jägern, Flächeneigentümern, Ehrenamtlichen und Interessierten angegangen. So wurden beispielsweise feuchte Seigen angelegt, Gebüsch zurückgedrängt, artenreiche Wiesen gepflegt und wiederhergestellt sowie Nester auf Äckern und Wiesen geschützt. In der vergangenen Brutsaison konnten so 17 Nester im Projekt-Gebiet betreut und im vergangenen Winter über ein Hektar Feuchtstandorte von Gehölzen freigestellt sowie vier Kleingewässer angelegt werden. Auch in der aktuellen Brutsaison laufen wieder verschiedene Maßnahmen, wie z.B. das Ausstecken der Nester, der Verzögerte Anbau von Mais oder eine Zäunung gegen Bodenprädatoren, um die selten gewordene Vogelart zu schützen. Für das große Engagement bei den Landnutzern und Ehrenamtlichen wird sich bereits jetzt schon herzlich bedankt.
Schätze aus dem Isental – Schlangen-Wiesenknöterich
Die deutschsprachigen Raum gibt es zahlreiche unterschiedliche Namen für die Pflanze – sie reichen von Otterzunge über Schlangenwurz bis zu Lauchelche. Alle diese Namensgebungen gehen dabei auf das Aussehen der Pflanze zurück – Otterzunge auf die Blattform, Schlangenwurz wegen der rötlich schlangenförmig gewundenen Rhizom-Wurzel und Lauchelchen durch die lauchähnlichen Blüten. Im oberbayerischen Raum ist die Pflanze dank der Form des Blütenstands meist als „Zahnbürsterl“ bekannt. Früher war das Zahnbürsterl weit verbreitet, die Blätter wurden als Rohkost oder Gemüse und die gerbstoffhaltige Wurzel auch in der Volksheilkunde häufig verwendet. Mit der Entwässerung von Feuchtwiesen und Moorlandschaften verlor der Feuchtezeiger nach und nach seinen Lebensraum und seine Bedeutung. So auch im Isental – einst bildete das Zahnbürsterl hier mit seinen Blüten ab Mai ein hell-rosanes Blütenmeer flächig auf den Wiesen des Isentals. Heute findet man ihn nur mehr auf wenigen Wiesen oder vereinzelt an Feuchtstellen. Dabei ist seine Zahnbürsterl-Blüte ab Mai eine besonders wichtige Futterquelle für Wildbienen und Schmetterlinge. Seine Blütenpracht ist somit für uns in der Landschaft des Isentals aber auch für die Insekten zu einem raren Schatz geworden. Die Wildland-Stiftung Bayern bemüht sich mit dem Projekt Natur.Vielfalt.Isental diesen Schatz im Isental zu bewahren. So wurden z.B. im vergangenen Jahr Nasswiesen über Landschaftspflegemittel gemäht, offene Feuchtstandorte wiederhergestellt und auch Setzlinge vom „Zahnbürsterl“ auf geeignete Standorte gepflanzt. Mit einer langfristigen Fortführung der Pflege wird sich zeigen, ob die Maßnahmen für den selten gewordenen Schatz Erfolg haben.