28. Mai 2018
Anfang Mai konnten im Rahmen des Auswilderungsprojekts der Wildland-Stiftung Bayern 25 in Schweden gefangene Birkhühner in der Rhön in die Freiheit entlassen werden. Im Rahmen seines Praktikums begleitete Thomas Kuhn das Fangteam der Wildland-Stiftung nach Schweden.
Für eine ganze Woche kein fließend Wasser und kein Strom – Typische Lebensbedingungen, wenn es heißt in einer Blockhütte mitten in der schwedischen Wildnis zu hausen. So war es mir im Rahmen des Schulpraktikums der 11. Klassen möglich an einer Expedition teilzunehmen, die Ende April 2018 das Ziel verfolgte, in Schweden 25 Birkhühner zu fangen und diese nach Deutschland in die Rhön umzusiedeln. Die sogenannte Translokation der Hühner erfolgt unter strengen Auflagen und Genehmigungen der schwedischen und deutschen Behörden und wird von der Wildland-Stiftung Bayern durchgeführt. Hintergrund des Ganzen ist, den mittlerweile erschreckend niedrigen Bestand des Birkhuhns in der Rhön im nördlichen Unterfranken mit frischen Genen aus Schweden aufzufrischen und die Population aufzustocken.
Bereits während der insgesamt 24 Stunden andauernden und 1.900 km umfassenden Anfahrt ließen am Wegesrand stehende Elche Begeisterung bei den Beteiligten aufkommen, die bei Ankunft an der Hütte keinen Abbruch finden sollte. Neben ersten Birkhühnern konnte auch ein seltener Auerhahn im direkten Umfeld bestaunt werden.
Nach Feuerholz-Beschaffung und Ausladen der Autos ging es am ersten Nachmittag auf eine Erkundungstour, um sich einen Überblick über das Wegenetz zu verschaffen. Enorm wichtig für die folgende Nacht, in der es um 1 Uhr losgeht um bei Stockfinsternis die traditionellen Balzplätze der Birkhühner aufzusuchen. Mit Tarnzelt im Gepäck geht es mitten in der Nacht teils durch mooriges Gelände, um schließlich durch simultane Beobachtung auszuloten, an welchen Plätzen sich ein Fangversuch lohnen könne. Also standen sowohl der erste als auch der zweite Morgen ganz im Zeichen der Beobachtung der Balz, bei der die Hähne um die Gunst der Hennen kämpfen. Dabei von 2 Uhr bis 6 Uhr morgens bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auszuharren war dank des atemberaubenden Ambientes und des Kaiserwetters kein nennenswertes Problem. Geplättet von den Naturimpressionen war das nachfolgende Frühstück gespickt von regen Erzählungen aller acht Beteiligten, wobei auch festgelegt wurde, an welchen Plätzen den Tag über Fangkörbe aufgebaut werden. Gesagt, getan. Bevor die drei ausgewählten Plätze bestückt werden konnten, mussten Fangutensilien wie Auslösestäbe, Pfähle, Sicherungselemente und Fangkörbe mit Manneskraft geschleppt werden. Doch mit einigen helfenden Händen waren alle Fangplätze an ganzen zwei Tagen aufgebaut, weshalb am nächsten Morgen direkt mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden konnte. In der Zwischenzeit waren auch zwei Journalisten zum Team hinzugestoßen, die mit einem umfangreichen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen informieren werden.
Bevor man sich am darauffolgenden Morgen vor Balzbeginn gegen 2 Uhr morgens in die Tarnzelte begab, mussten die Fallen scharf gestellt und kontrolliert werden. Während des bis etwa 6 Uhr andauernden Balzgeschehens fingen sich die liebestollen Hühner selbst, wodurch sie nach der Prozedur einfach eingesammelt werden konnten. Gewogen, gemessen und durch mich besendert wurden die Birkhühner schließlich zentral an der Hütte und anschließend in speziellen Transportkisten direkt nach Deutschland abtransportiert, nachdem sie vom Veterinäramt abgecheckt wurden. Mit diesem Verfahren, viel Glück und dank der Effizienz des Teams gelang das Erreichen des genehmigten Kontingents von 25 Tieren innerhalb von unglaublichen zwei Tagen, ein mehr als erfreuliches Ergebnis! Umso erfreulicher ist des Weiteren, dass alle umgesiedelten Hähne und Hennen zeitnah und gesund wieder in die Freiheit entlassen werden konnten.
Thomas Kuhn
Titelbild: Birkhahnbalz in Schweden@T. Kuhn