5. Dezember 2018
Wie jedes Jahr luden auch 2018 die Projektbetreuerinnen des „Natur.Vielfalt.Isental“-Projekts der Wildland-Stiftung Bayern interessierte Bürger und Bürgerinnen sowie insbesondere die Landwirte und Jäger zu den mittlerweile schon zur Tradition gewordenen Infoabenden des Projekts ein.
Das seit 2016 bestehende Projekt setzt sich für den Erhalt der Wiesenbrüter und eine naturverträgliche Landbewirtschaftung im Isental ein. Eine Besonderheit hierbei ist, dass das Projekt durch einen Zusammenschluss der Gemeinden Lengdorf, Dorfen, Schwindegg, Obertaufkirchen, Rattenkirchen und der Wildland-Stiftung Bayern getragen wird.
Der Infoabend für die Bevölkerung im Landkreis Erding fand dieses Jahr in der Gastwirtschaft Mayer in Eibach statt. Gebietskenner Andi Hartl führte mit einem spannenden Vortrag zum Leben in und am Gewässer, das oft jenseits unseres Blickfeldes stattfindet, in den Abend ein. Selbst Naturkenner erfuhren neue spannende Details zum geheimnisvollen Leben im Wasser. Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass im Isental mindestens genauso faszinierende Symbiosen zwischen den Arten bestehen wie im Tropischen Regenwald. So schwimmt beispielsweise das Bitterlingmännchen, ein kleiner Fisch, stetig vor der zuschnappenden Öffnung einer Bachmuschel auf und ab um sie zu desensibilisieren. Erlahmt der Schließreflex der Muschel, ist das Weibchen an der Reihe. Mit einem langen Legerohr legt es seinen Laich in das Innere der Muschel. Dort können sich die Eier gut geschützt gegen Fraßfeinde entwickeln und verlassen die Muschel als winzige Fischchen.
Genauso packend gestaltete sich der Abend in der Schlosswirtschaft in Walkersaich, für interessierte Teilnehmer aus dem Landkreis Mühldorf. Die Fotografen Erwin Wolf und David Faßl verbrachten im vergangenen Sommer unzählige Stunden im Thalhamer Moos. Ihre Geduld zahlte sich aus. Sie schafften es, wahre Raritäten auf wunderschönen Bildern zu verewigen: Kiebitz, Bekassine, Blaukehlchen und Braunkehlchen sind im Thalhamer Moos noch beheimatet und konnten von ihnen fotografiert werden. In einer fesselnden Fotopräsentation, für die es im Nachhinein viel Lob gab, führte er in den Abend ein.
Im Anschluss an die einführenden Beiträge, stellten die Projektbetreuerinnen Anja Aigner und Carina Baum das bisher Erreichte sowie die Pläne für die Zukunft vor. Viele naturschutzfachliche Maßnahmen konnten nach Ablauf der Hälfte der Projektzeit bereits umgesetzt werden. Neben der Ansaht blütenreicher Wiesen oder dem Bau seichter Wasserflächen für die Nahrungssuche der Kiebitze, wurden alte Torfstiche entbuscht, um Krähen und Greifvögeln keine Ansitzwarten für die Jagd auf Wiesenbrüter zu geben und brachliegenden Flächen wurden wieder in ein Pflegeprogramm aufgenommen um die Flächen offen zu halten – eine Grundvoraussetzung dafür, dass sich Wiesenbrüter ansiedeln. Dabei werden alle Maßnahmen in enger Absprache mit Jägern, Flächeneigentümern, Landwirten und Behörden geplant und durchgeführt, um alle Interessen berücksichtigen zu können. Außerdem wurden Unterrichtsvormittage für Schulklassen, Ferienprogramme und Führungen angeboten. Sogar Bastelmaterial zu verschiedenen Lebensräumen, wie Wiese und Wasser für die Umweltbildung im Rahmen des Projekts wurde selbst entworfen. Ganz im Sinne des Vortrags von Andi Hartl, möchte sich die Wildland-Stiftung Bayern im kommenden Projektjahr der ökologischen Aufwertung der Gewässer im Isental widmen. Zudem sind eine Ausstellung und die Fortführung des Umweltbildungsprogramms mit neuen Schwerpunkten geplant.
Bei allen Aktivitäten ist der beständige Austausch mit den Akteuren vor Ort unerlässlich, wozu auch die vergangenen Infoabende gedient haben. Denn am Ende waren sich wie so oft alle einig: Wenn man miteinander redet, kann auf die unterschiedlichen Interessen Rücksicht genommen und die optimale Lösung für alle Beteiligten gefunden werden.