Nächtliches Monitoring

Das Naturschutzgebiet Lange Rhön ist für seine artenreichen Bergwiesen bekannt. Einer seiner Bewohner lebt hier so heimlich, dass er sich nur über seine nächtlichen Rufe verrät – der Wachtelkönig. Gebietsbetreuer Torsten Kirchner von der Wildland-Stiftung Bayern organisiert das Monitoring für diesen heimlichen Wiesenbewohner.

Ruf des Wachtelkönig (Audio)
Artenreiche Bergwiesen im Naturschutzgebiet Lange Rhön@U. Kay-Blum

Die etwa wachtelgroße Wiesenralle lebt sehr versteckt in den Wiesen der Hochrhön. Kaum ein Rhönbesucher bekommt sie zu Gesicht. Nur die nächtlichen Revierrufe verraten sie. Zwischen Mitternacht und Morgendämmerung ist die höchste Rufaktivität des Wachtelkönigs. Kirchner und sein Team aus Berufsjäger Raphael Blum und dem ehemaligen Wildland-Praktikanten Thomas Kuhn wurden Ende Juni von Ulrike Kay-Blum aus der Geschäftsstelle aus Feldkirchen begleitet. Aufgeteilt in zwei Gruppen fuhren sie großräumig die Wiesen im NSG über die Feldwege ab, um die Rufer zu erfassen. Das einförmige crex crex crex, das sich eher nach einem Insekt anhört als nach einem Vogelruf, ist weit zu hören. Dabei kommt es auch auf eine möglichst exakte Lokalisierung der Reviere an. Dies ist wichtig, um später Landwirte zu informieren, um die Mahd in besetzten Wiesenrevieren möglichst zu verschieben.

Mit 13 Rufern ist das Ergebnis heuer mittelmäßig, so Kirchner. Doch lässt sich daraus kein Ergebnis zum Bruterfolg ablesen. Der Wachtelkönig gehört zu den Vogelarten, die am spätesten im Brutgebiet in Mitteleuropa ankommen. Als Weitstreckenzieher überwintert er im tropischen Südostafrika. Seine Brut erfolgt zwischen Mai und Ende Juni.  Fatal ist, dass die Vögel in dieser Zeit bewegungslos am Boden verharren und auch vor Mähmaschinen nicht fliehen. Nicht selten werden Vögel und Gelege deshalb ausgemäht, was bei einer so bedrohten Vogelart besonders dramatisch ist.

Besonders ärgerlich ist, dass auch zu dieser Zeit die Lupinenmahd in vollem Gang ist und dies zu einem klassischen Konflikt im Naturschutz führt. Zur Eindämmung der Lupine muss diese vor der Samenreife gemäht werden. Das fällt allerdings genau in die Brutzeit vieler Bodenbrüter. So gilt es gut abzuwägen, welche Bereiche auch zum Schutz des Wachtelkönigs von der Mahd ausgespart werden sollen und zu einem späteren Zeitpunkt mit viel Handarbeit nachbearbeitet werden müssen. 

Wachtelkönig@T.Kirchner

Eugen Roth

„Die Wiesenralle, Knarrer, Schnärz
Kommt erst im Mai anstatt im März
Als Wachtelkönig, als crex-crex,
Hat sie viel Namen beinahe sechs.
Ihr Nest macht sie im grünen Gras,
Als wäre sie der Osterhas.
Die Kinderliebe läßt zu fest
Sie manchmal sitzen auf dem Nest:
Den Bauern merkt sie erst zu spät,
Drum wird sie oft mit abgemäht.“

Wachtelkönig@T.Kirchner

Wir danken MineralbrunnenRhönsprudel für die langjährige Unterstützung des Engagements der Stiftung in der Rhön.

Förderer

Die Stelle des Gebietsbetreuers wird über den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

Die Stelle des Berufsjägers wird gefördert aus Mitteln der Jagdabgabe.

Wir danken der Firma Mineralbrunnen Rhön-Sprudel für die großzügige Unterstützung des Engagements der Stiftung im Biosphärenreservat Rhön.

Titelbild: Artenreiche Bergwiesen in der Rhön@U. Kay-Blum