27. Februar 2018
„Bienen, Hummeln, Wespen“ stehen im neuen Naturschutzjahresthema von Wildland-Stiftung Bayern und dem Bayerischen Jagdverband im Focus. Doch wie überdauern die Tiere die kalte Jahreszeit?
Sinkt in unseren Breiten die Temperatur auf Minusgrade, so ist das Leben der Insekten so gut wie erloschen. Doch kaum wärmen uns die ersten Sonnenstrahlen, tauchen wie aus dem Nichts auch schon wieder Bienchen und Hummeln auf. Jede Art hat eine andere Strategie, den Winter zu überstehen.
Am besten erforscht ist das Leben der Honigbiene, die als einzige unter den Bienen als Volk mit rund 20.000 Individuen überwintert. Darunter sind die im Herbst geborenen Arbeiterinnen, die bis zu neun Monate leben – im Gegensatz zu ihren im Frühjahr geschlüpften Kolleginnen, die nur rund sechs Wochen alt werden. Im Winter verlassen sie den Stock nicht. Sie rücken eng zusammen und bilden als Wintertraube einen festen Schutz um die Königin, die ebenfalls zum Wintervolk gehört. Durch schnelles Muskelzittern erzeugen die Arbeiterinnen Wärme, die im Zentrum um die Königin zwischen 20-30 Grad Celsius beträgt. Dabei ist gutes Teamwork angesagt: Aufgewärmte Tiere aus dem Inneren der Traube wechseln ständig mit Tieren der kühleren Außenschichten ab. Als weitere Anpassung verringern Bienen im Winter ihren Stoffwechsel. Sie zehren in geringem Maß von eingelagerten Vorräten oder dem Winterfutter der Imker, aber sie setzen keinen Kot ab, der dann den Stock verschmutzt. Die ersten Ausflüge im Frühjahr werden zur Entleerung genutzt. Dann machen sie sich auf die Suche nach Frühblühern, um erste Pollen und Nektar für die neue Brut der Königin zu sammeln.
Ganz anders sieht die Strategie der Hummeln aus. Je nach Art wachsen die Hummelvölker über die Sommermonate zu einem Volk zwischen 20 und 150 Tieren heran, das aber im Herbst abstirbt. Es überwintern nur die begatteten Jungköniginnen. Diese suchen sich meist unterirdisch im lockeren Boden unter Wurzeltellern oder Erdhöhlen ein Winterquartier. Dabei fallen die Tiere in eine Art Winterstarre, in der sie von den Energiereserven in einem eingelagerten Fettkörper zehren. Im Frühjahr gründen sie ein eigenes Volk.
Die meisten unserer rund 580 Arten von Wildbienen leben solitär, also alleine, ohne eigenes Volk. Dabei legen die Weibchen im Frühjahr oder Sommer jeweils ein Ei mit Nahrungsvorräten in einzelne Brutzellen, verschließen diese Zellen und überlassen sie sich selbst. Wildbienen nutzen Hohlräume aller Art zur Eiablage: Käferbohrgänge im Altholz, hohle Pflanzenstengel, morsches Holz, Mauerritzen und vieles mehr. Die geschlüpften Larven ernähren sich von den Vorräten in der Zelle. Artspezifisch ist das Überwintern als ältere Larve oder als Puppe, aus der im Frühjahr dann die adulte Biene schlüpft. Andere Arten überwintern auch als erwachsenes Insekt.
Hornissen gehören zu den echten Wespen, den Faltenwespen, und sind in Mitteleuropa das größte staatenbildende Insekt. Hier überwintern wie bei allen Wespen nur die Jungköniginnen unter Baumrinden oder an geeigneten geschützten Stellen. Diese alleine gründen ab Mai neue Hornissenvölker. Die Königin baut die ersten Waben, legt Eier und füttert die Larven, aus denen nach der Verpuppung anfangs nur nicht begattungsfähige Arbeiterinnen schlüpfen. Erst Mitte August bis September, wenn das Hornissenvolk mit rund 600 Einzelindividuen seinen Höchststand erreicht, schlüpfen aus den Waben Geschlechtstiere, junge Königinnen und Männchen, die alsbald das Nest verlassen und sich außerhalb des Nests verpaaren. Die jungen Königinnen suchen sich dann abseits vom alten Nest neue Plätze zum Überwintern.
Der Beitrag wurde in der „Jagd in Bayern“ veröffentlicht und kann als pdf heruntergeladen werden.
Titelbild: Honigbienen überwintern als Volk im Bienentock@Forstbüro Kay
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