28. März 2018
Hummeln sind wie unsere Wildbienen und die Honigbiene für die Bestäubung zahlreicher Nutzpflanzen unersetzlich. Die Wildland-Stiftung Bayern setzt sich zusammen mit dem Bayerischen Jagdverband für ihren dringend notwendigen Schutz ein.
Eine Hummel erkennt wohl fast jeder: gedrungener Körperbau, dichter Pelz, bunte Ringe um Bauch und Hinterleib. Durch ihren langsamen Flug wirkt sie etwas unbeholfen, insgesamt gelten Hummeln als friedvolle „Brummer“. In Bayern unterscheiden wir ganze 40 Arten davon.
Im Frühjahr gehören die Hummeln zu den ersten Insekten, die bei wärmenden Sonnenstrahlen aus ihren Überwinterungsplätzen hervorkommen. Sie gehören als eigene Gattung zur Familie der „Echten Bienen“ und stehen alle unter gesetzlichem Schutz. Im Gegensatz zu den meist solitär lebenden Wildbienen bilden Hummeln aber Staaten aus Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Die junge, bereits im Herbst begattete Königin hat im lockeren Boden nahe Baumstämmen oder Wurzeltellern eingegraben überwintert. Bei ihren ersten Flügen sucht sie einen geeigneten Nistplatz für ihr neues Volk: unterirdisch in Löchern oder alten Mäusegängen wie auch oberirdisch in Baumhöhlen und Spalten, in alten Vogelnestern, in Nistkästen, Steinhaufen oder Ritzen von Trockenmauern, aber auch in Schuppen oder auf Dachböden.
Die erste Generation im Jahr wird von der Königin aufgezogen
Die Königin baut die ersten Honigtöpfe und Einäpfchen, legt die Eier, füttert die Larven und trägt Nektar und Pollen als Nahrung herbei. So zieht sie die erste Arbeiterinnengeneration heran. Sobald diese geschlüpft sind, übernehmen die Arbeiterinnen den Nestbau wie die Nahrungsflüge. Die Königin, die nun nur noch die Aufgabe der Eiablage hat und damit das Volk ständig vergrößert, verlässt das Nest nicht mehr. Bis zum Sommer wächst das Volk auf seine maximale Größe von wenigen Dutzend bis zu 600 Individuen, je nach Art. Ab dann werden Geschlechtstiere produziert, also neue Königinnen und Drohnen. Die Jungköniginnen verlassen das Nest und werden auf ihren Hochzeitsflügen von den Drohnen begattet. Später suchen sie sich einen geeigneten Platz zum Überwintern. Das alte Volk stirbt im Herbst komplett ab, und der Kreislauf kann von neuem beginnen.
Unentbehrlich zur Bestäubung tiefer Blütenkelche
Hummeln haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in den kühlen und gemäßigten Zonen und kommen auch im Gebirge oder in nordischen Breiten vor. Sie besiedeln viele offene Landschaften, Wiesen, Waldränder, Ödland und Gärten. Mit ihren langen Rüsseln sind sie darauf spezialisiert, Blüten mit tiefen Nektarkelchen aufzusuchen. Damit tragen sie wesentlich zur Bestäubung unserer Blüh- und Kulturpflanzen bei: Fast alle Schmetterlingsblütler, Luzerne, Rotklee, Erbsen und Bohnen, aber auch alle Nachtschattengewächse wie Tomaten, Auberginen oder Paprika können nur durch die schweren Hummeln bestäubt werden. Ohne Hummeln würde auf unseren Tellern Gemüse fehlen. Ebenso gäbe es auf unseren Wiesen keine Schmetterlingsblütler, die essentieller Futterbestandteil für unser Weidevieh sind.
Selbst bei niedrigen Temperaturen bis zu vier Grad Celsius können Hummeln noch aktiv sein. Bei solch niedrigen Temperaturen schaut keine Biene aus dem Stock. Hummeln jedoch können ihre Körpertemperatur aktiv regeln, in dem sie sich durch Zittern der Flügelmuskulatur auf „Betriebstemperatur“ bringen. Daher leisten sie den Pflanzen gerade im beginnenden Frühjahr und bei Schlechtwetterperioden wichtige Dienste durch ihre Blütenbesuche.
Wie bei allen Bienen und Wespen können die weiblichen Tiere stechen. Hummeln gelten nicht als angriffslustig, verteidigen sich aber bei Bedrohung und bei Störungen ihre Nester. Ein Stich ist kurz schmerzhaft, aber nicht gefährlich, außer möglicherweise für Allergiker.
Die „Kuckuckshummeln“ schummeln
Parasitismus ist unter Insekten weit verbreitet. So auch bei den Hummeln, von denen zehn Arten ihren Nachwuchs in fremde Hummelnester schummeln. Die Königinnen dieser sogenannten „Kuckuckshummeln“ suchen die Nester ihrer meist artspezifischen Wirtshummeln auf, töten deren Königin und legen ihre Eier in die fremden Brutzellen. Die Larven werden dann von den Arbeiterinnen der Wirtshummel versorgt. Die Kuckuckshummeln selbst haben keine Arbeiterinnenkaste, also kein eigenes Volk. Es wachsen nur neue Königinnen und Drohnen heran. Äußerlich unterscheiden sich die Kuckuckshummeln auch von ihren staatenbildenden Verwandten, z. B. durch das Fehlen der Pollenhöschen an den Hinterbeinen, da sie ja selbst keinen Pollen eintragen müssen, sondern sich versorgen lassen. Aber sie besuchen trotzdem Blüten, die sie dabei auch bestäuben, um selbst Nektar als Nahrung aufzunehmen.
So helfen Sie Hummeln!
Für das Überleben von Bienen und Hummeln ist unter anderem die Verfügbarkeit von Nahrung und Pollen über die gesamte Vegetationsperiode ausschlaggebend. Wichtig ist der Erhalt einer strukturreichen Landschaft mit extensiver Bewirtschaftung ohne Insektizide und Pestizide. Natürliche Blumenwiesen mit zweischüriger Heumahd, Ackerrandstreifen, Hecken und natürliche Waldränder bieten nicht nur unseren Bienen und Hummeln geeigneten Lebensraum sondern auch einer Vielzahl Wildtieren und Vögeln. Bei der Anlage von Blühflächen sind Mischungen mit einheimischen, am besten mit örtlichen, Wildpflanzen zu verwenden. Besonders hummelfreundlich sind Schmetterlingsblütler, wie Rotklee, Wicken, Platterbsen und Esparsette, aber auch Lippenblütler und Borretschgewächse. Honigbienentrachten wie Bienenfreund oder Raps eignen sich dagegen nicht.
Der Beitrag wurde auch in der „Jagd in Bayern“ veröffentlicht.
Titelbild: Tonerdehummel@G-Hufler/piclease
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