20. August 2018
Der Wachtelkönig ist ein seltener aber typischer Brutvogel der Rhöner Bergwiesen. Gebietsbetreuer Torsten Kirchner von der Wildland-Stiftung Bayern ist es mit seinem Team gelungen, heuer besonders viele dieser nachtaktiven Vögel zu verhören. Denn einzig sein nächtlicher Ruf verrät dieses „Phantom“.
Wir danken der Firma MineralBrunnen RhönSprudel für die großzügige Unterstützung des Engagements der Stiftung im Biosphärenreservat Rhön.
Im Naturschutzgebiet „Lange Rhön“ im Herzen des Biosphärenreservates Rhön gehört der Wachtelkönig im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen zu den seltenen Brutvögeln. Ab Mitte Mai kehrt der Langstreckenzieher aus seinem Überwinterungsgebiet südlich der Sahara zurück. Typisch und namensgebend ist sein monoton knarrender Ruf „crex-crex“. Die weiten Bergwiesen mit extensiv genutztem Grünland, großflächigen Feuchtwiesen und Borstgrasrasen im Umfeld von Quellsümpfen, Mooren und kleinen Bachläufen sind sein Lebensraum. Einzelne Gebüsche wie Öhrchenweiden oder kleine Gehölze werden dabei toleriert. Wachtelkönige gehören zur Familie der Rallen und nicht zu den Hühnervögeln, wie sein Name vermuten läßt.
Im Sommer 2018 gelang Gebietsbetreuer Torsten Kirchner gemeinsam mit dem Berufsjäger Raphael Blum und dem Praktikanten Thomas Kuhn der Nachweis von mindestens 30 singenden Wachtelkönigen. Dies stellt für die „Lange Rhön“ ein Gebietsmaximum dar. Aber es bleiben viele Fragen bei dem nachtaktiven Vogel offen: Verpaaren sich alle rufenden Wachtelkönige? Wie kann man die Weibchen nachweisen? Wieviele Bruten gibt es und wie ist der Bruterfolg? Die Population des Bodenbrüters scheint ausgeprägten und zum Teil beträchtlichen Schwankungen zu unterliegen. So fehlte der Wachtelkönig im Jahr 1996 vollständig in den Hochlagen der Rhön. In den Jahren 1993 und 1998 konnten dagegen jeweils 20 rufende Individuen verhört werden. Solche Bestandsschwankungen geben weiterhin ungelöste Rätsel auf, zumal sie über die Rhön hinaus auch synchron über weite Teile Europas festzustellen sind.
Auch das Vorkommen des Wachtelkönigs in der Rhön ist von gezielten Schutzmaßnahmen abhängig. Dank der alljährlich flächendeckend vorgenommenen Kartierung im Naturschutzgebiet und seinen Randbereichen durch Kirchner können zugeschnittene Maßnahmen zum Schutz eingeleitet werden. Erste Probleme stehen bereits im Mai bevor, wenn die Wachtelkönige aus ihren Winterquartieren zurückkehren. Wenn die Vögel ihre Brutplätze suchen, werden die ersten Wiesen gemäht. Gezielte Maßnahmen mit vertraglich abgesicherten späten Mahdterminen auf den extensiv bewirtschafteten Flächen tragen wesentlich zum Schutz der Bodenbrüter bei. Die Lupine als Neophyt der Bergwiesen spielt neuerdings auch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Denn solche Strukturveränderungen mögen auch Auswirkungen auf die Habitatwahl beim Wachtelkönig haben. Wollen wir hoffen, dass der Wachtelkönig als stark gefährdete Brutvogelart neben anderen „Leitvogelarten“ wie dem Birkhuhn, Raubwürger, Wiesenpieper oder Braunkehlchen in der Rhön erhalten bleibt.
Thomas Kuhn, Praktikant
Titelbild: Wachtelkönig©T. Kuhn