19. Juni 2019
Nahe des Marktes Offingen befindet sich einer der größten Feuchtbiotopkomplexe des nördlichen Landkreises Günzburg außerhalb der Donauauen. Rund vier Hektar davon stehen im Eigentum der Wildland-Stiftung Bayern. Mit einer aufwändigen Pflegemahd über den Landschaftspflegeverband Günzburg konnte ein wieder weitgehend offener, artenreicher Lebensraum geschaffen werden.
Zur Zeit des Erwerbs im Jahr 1998 war die Fläche aufgrund der über 50-jährigen Aufgabe der Bewirtschaftung zu einer artenarmen Schilffläche geworden. Zusammen mit einer angrenzenden Fläche der Stadt Offingen war der Komplex randständig mit einigen Heckensträuchern und Gehölzen gesäumt. Ziel war es damals, die Fläche wieder zu öffnen und als Feuchtwiese zu pflegen und zu entwickeln, damit sie unter anderem als Nahrungshabitat dem nach Offingen zurückgekehrten Weißstorch zur Verfügung steht. In Abstimmung mit Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Günzburg und der örtlichen Jägerschaft wurde die Fläche nach einem Pflegekonzept arbeitsintensiv über den Landschaftspflegeverband Günzburg zweimal jährlich gemäht und das Schilf zurückgedrängt. Geschäftsführer Eric Imm regte daher vor geraumer Zeit an, zur Erfolgskontrolle eine Bewertung der sehr umfangreichen und langjährigen Maßnahmen durchführen zu lassen. Im Auftrag des LPV Günzburg wurde 2018 dann eine detaillierte Zustandserfassung des Feuchtkomplexes im Schlehbachtal erstellt.
Der jetzt vorgelegte Zustandsbericht liest sich sehr erfreulich. Durch die jahrelange Pflege seit dem Jahr 2000 konnte sich ein Feuchtbiotopkomplex aus seggenreicher Nasswiese und Feuchtwiese mit Schilfrohr entwickeln. Darin sind heute bayernweit gefährdete Arten wie das Braune Zypergras, Fieberklee oder das Sumpf-Läusekraut wieder zu finden. Auch Arten der Vorwarnliste wie die Gelbe Wiesenraute oder der Gift-Hahnenfuß konnten sich wieder einstellen.
Besonderes beachtenswert ist heute der arten- und individuenreiche Brutvogelbestand auf diesem Feuchtbiotopkomplex. Feldschwirl, Sumpfrohrsänger und Nachtigall gehören sicher nicht zu den Allerweltsvögeln. Darüber hinaus spielt das Gebiet auch als Nahrungshabitat für Limikolen wie die Bekassine eine bedeutende Rolle. Nicht systematisch sondern nur begleitend wurden auch Beobachtungen von Libellen, Heuschrecken und Amphibien erfasst.
Für die naturnahe Entwicklung des gesamten Schlehbachtals und insbesondere zur Stabilisierung des Feuchtkomplexes wurde empfohlen, in Zukunft auch weitere Flächen in ein Gesamtkonzept mit einzubeziehen. So könnte ein stabiler Biotopverbund entstehen, von dem weitere Tier- und Pflanzenarten und auch das Niederwild profitieren.
Titelbild: Feuchtwiesenkomplex im Schlehbachtal©LPV Günzburg
Die jährliche Pflege wird zu 70 % über die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie gefördert.