Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber zu Gast in Oberfranken im Projekt „Agrarlandschaft von morgen“.

Das Projekt „Die Agrarlandschaft von morgen – zeitgemäße Lösungen für die Lebensgemeinschaft Rebhuhn“ ist ein Kooperationsprojekt, in dem Behörden, Landnutzer und Naturschützer an einem Strang ziehen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber informierte sich am 19. Juni 2020 über das erfolgreiche Artenschutz-Projekt in Oberfranken, an dem die Wildland-Stiftung Bayern als Partner der Projektträger zusammen mit der Jägerschaft maßgeblich an der Umsetzung beteiligt ist.

Anlässlich der Halbzeitbilanz des Projekts war Staatsminister Thorsten Glauber ins oberfränkische Küps gekommen, um sich gemeinsam mit Landrat Klaus Löffler über die Fortschritte des Projekts zu informieren. Beim Ortstermin mit Vertretern der Projektträger aus Ökologischer Bildungsstätte Oberfranken, Wildland-Stiftung Bayern und Landesbund für Vogelschutz sowie weiteren Partnern aus der Jägerschaft, der Landwirtschaft und Naturschutzbehörden zeigte sich Glauber von der engen und guten Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure beeindruckt. Bayern will die Trendwende beim Erhalt der Artenvielfalt erreichen. Einen wichtigen Beitrag kann dabei die Landwirtschaft leisten. Dieses Projekt ist ein gelungenes Beispiel für die Kooperation von Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz. Das Erfolgsrezept setzt ein gut gepflegtes Vertrauensverhältnis voraus, so Projektinitiator Dr. André Maslo und Geschäftsführer der ökologischen Bildungsstätte Oberfranken. Über 60 neue Biotope mit insgesamt rund 45 Hektar konnten seit Beginn des Projekts vor zwei Jahren angelegt werden.

Beim Ortstermin an den sogenannten „Rebhuhnflächen“ bei Küps sind die ersten erfolgreichen Maßnahmen sichtbar. Die Kosten des Projekts mit dem Ziel zur Verbesserung des Lebensraums Feldflur werde mit rund 600.000,- Euro über den Bayerischen Naturschutzfonds und die OberfrankenStiftung gefördert. „Man brauche aber nicht nur das Geld, sondern das Engagement vieler Beteiligter“, so Glauber, „denn es sind alle gefragt, wenn es um Artenschutz und Biodiversität geht“. Dies wird in dem Projekt sichtbar. Der Vorteil der neuartigen Rebhuhnflächen ist entscheidend: Hier liegen sicherer Brutplatz, geeignete Winterdeckung und frische, blütenreiche Neuvegetation für die Vogelküken direkt nebeneinander. Und das gab sogleich Aufschwung bei den Rebhühnern. Das begleitende Monitoring zeigt, dass sich die Rebhühner sofort ihre Biotope und Reviere ausgewählt haben. „Die Brutpaarzahlen lagen in diesem Frühjahr zwei- bis viermal so hoch, wie zu Projektbeginn“, freut sich Dr. Miriam Hansbauer, Leiterin des Referats Artenschutz beim LBV zusammen mit Frank Reißenweber, Vorstandsmitglied des LBV-Landesverbands und Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Coburg. Und darüber hinaus haben sich sofort auch selten gewordene Ackerwildkräuter der Roten Liste auf den Flächen eingestellt. Projektleiterin Christine Neubauer erläuterte, dass die Flächen gemeinsam mit den Landwirten ausgewählt werden. Idealerweise liegt eine Blühfläche inmitten der offenen Flur und ist mindestens 50 Meter breit, um die Gefahr durch Fressfeinde zu minimieren.

Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Schiefer und Geschäftsführer Eric Imm von der Wildland-Stiftung Bayern freuen sich über die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Jägern, Naturschützern und Landwirten. Alle unterstützen die Maßnahmen zum Erhalt der Bodenbrüter tatkräftig. Besonders erfreulich ist der Aufschwung beim Rebhuhn, dessen Bestand seit den 80er Jahren über 90% eingebrochen ist. Über 30 Landwirte haben sich bereit erklärt, Rebhuhn und Co. mit den neuartigen Blühflächen zu unterstützen. Die Jägerschaft der Kreisgruppen Coburg, Lichtenfels und Kronach bringen sich ebenfalls aktiv durch Hegemaßnahmen in ihren Jagdrevieren ein. Neben einem gezielten Prädatorenmanagement und Sommerfütterungen, insbesondere für Rebhuhngesperre, liefern sie auch wichtige Monitoringdaten. Wenngleich das Rebhuhn als Leitart dem Projekt voran steht, profitieren auch andere, heute selten gewordene Arten wie Braunkehlchen, Kiebitz, Schafstelze oder Feldlerche von den Maßnahmen, ebenso wie oder eine Vielfalt an Insekten.

Trotz der bayerischen Vertragsnaturschutz- und Kulturlandschaftsprogramme leiden viele unserer Feldvögel an mangelnden Strukturen in der Feldflur. Blühflächen stehen bislang noch nicht genügend im Focus der Förderlandschaft. Lichte warme Blühstrukturen, die gleichzeitig idealer Brutlebensraum wie auch Nahrungsbiotop sind, scheinen von besonderer Bedeutung. Alle Beteiligten arbeiten intensiv daran, diese überaus erfolgreichen Biotopmaßnahmen nach der Erprobungsphase in die Förderlandschaft Bayerns zu integrieren.

Die Wildland-Stiftung Bayern ist Partner in der Trägergemeinschaft mit der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken und dem Landesbund für Vogelschutz. Gemeinsam mit den Partnern aus der Landwirtschaft, den BJV- und BUND-Kreisgruppen Kronach, Lichtenfels und Coburg sowie Partnern aus der Wissenschaft soll die Biodiversität in der Agrarlandschaft verbessert werden und somit der Lebensraum für das Rebhuhn als Stellvertreter der Lebensgemeinschaft Feldflur gesichert werden.

Titelbild: Halbzeitbilanz mit Umweltminister Thorsten Glauber (2. Reihe Mitte) im Projekt Agrarlandschaften von morgen – zeitgemäße Lösungen für die Lebensraumgemeinschaft Rebhuhn.@Ökologische Bildungsstätte Oberfranken

Das Projekt wird gefördert über den Bayerischen Naturschutzfonds und die Oberfrankenstiftung.